Julia Ackermann

Unser Führer Menno Huber ist Schweizer, er hat fünfundzwanzig Jahre Erfahrung mit Schlittenhunden und Touren im skandinavischen Fjäll, er hätte nicht besser sein können! Er ist umsichtig, sehr kompetent, immer gut gelaunt und optimistisch ohne zu übertreiben und Menno hat diese besondere Gabe die Gruppe so zu leiten, dass jedes Gruppenmitglied sich sicher und wohl fühlt und zudem weiß, was zu tun ist und was erwartet wird an Mithilfe beim Hundeversorgen, Essen zubereiten, Wasser holen, Holz hacken …
Meine Mitreisenden, fünf Freund/innen waren auch wunderbar, wir haben sehr viel zusammen gelacht, in den Hüttensaunen geschwitzt und im Schneesturm gezittert.
Wir haben unsere große Freude und Aufregung geteilt beim Blick auf die prachtvollen Polarlichter in der Nacht und am Tag in die Traumberglandschaft des Nordens.
Wir alle haben diese anhänglichen wunderbaren Hunde genossen, die unsere Nähe gesucht haben und gestreichelt werden wollten. Wir haben uns an ihrem wölfischen Heulen erfreut und an ihrem lautstarken Bellen (vor Freude?!) bevor es morgens auf Fahrt ging.
Ja und tatsächlich ging es irgendwann einfach morgens los: Dein Schlitten mit Gepäck und »Deine« vier Hunde davor. Die meisten Huskys haben es mir leicht gemacht, wenn ich unbeholfen versuchte sie anzuschirren, indem sie ihre Pfoten hochgehoben haben und sehr geduldig mit mir waren. Das ist ein bisschen so, wie ich immer sehe wie unsicher und langsam die Eltern ihrem Erstgeborenen die Kleidung anziehen, bei mir hat das Anschirren ewig gedauert. … Übung macht den Meister :-)))
Frau steht also auf den Kufen des Schlittens, hat gerade noch erfahren, wie das Lenken klappen könnte und wo die Bremse ist (ganz wichtig) und los geht unsere Abenteuerfahrt fast lautlos über den Schnee. Die Hunde sind voll Freude im neuen Terrain, lauffreudig nach der Autotransportfahrt und es ist tatsächlich die erste Kungsleden Husky Tour für diese Saison 2017. Wir balancieren die Schlitten aus und bestaunen die Kraft und Ausdauer der Hunde.
Wir haben Glück, es ist nicht windig und in unseren »Mondmännchenoveralls« sind wir bei den Minustemperaturen, die- während wir unterwegs sind- zwischen Minus 7 und minus 25 liegen, gut geschützt. Die Anzüge sind nur beim Pinkeln für uns vier Frauen eine Herausforderung, aber auch die meistern wir mit der Übung;-)
Unterwegs wird mit heißem Teewasser, Suppe und Broten gevespert und am Abend erreichen wir die Abiskojaure Hütte des schwedischen Alpenvereins. Menno ist den freiwilligen Hüttenwirten vertraut und die Begrüßung ist herzlich.
Erst werden die Hunde versorgt, ausgeschirrt und angekettet. Dann wird das gefrorene Fleisch für sie mit der Axt zerkleinert, in Kühlboxen mit kochendem Wasser übergossen und nach dem Auftauen auf Fressnäpfe verteilt und mit Trockenfutter angereichert. Jeder Husky bekommt seine Portion und wir zerkleinern gleich schon mal das Fleisch für ihr Frühstück.
Die Huskys verbringen die Nacht eingerollt im Schnee und auch ein Schneesturm macht ihnen nichts aus. Wir Menschen sind dankbar, dass es Brennholz gibt und bald haben wir es warm in der Holzhütte und genießen das selbst bereitete Essen, das Menno liebevoll für die ganze Woche eingekauft hat und er hat es wirklich gut mit uns gemeint!
Vom Essen versteht ein Schweizer natürlich etwas und so bleibt vor allem sein Pilz Risotto uns allen in bester Erinnerung, da haben wir fast alle mal gerührt 🙂
Das gemeinsame »Nachtessen«- wie der Schweizer sagt, war immer ein Genuss ebenso wie das Zelebrieren der schwedischen Sauna danach. Kochend heißes Wasser wird mit eisigem Flusswasser gemischt und es ist ein Dusch- und Waschgenuss nach dem Tag an der Luft, danach geht es in den Saunaraum, der von Holzfeuer wohlig riecht und durch und durch wärmt und uns schwitzen lässt.
Während wir tagsüber nur mit vielen Kleiderschichten draußen sein wollten, ging es nach der heißen Sauna im Adamskleid in den Schnee unter dem gigantischen Sternenhimmel.Danach schlafen wir in unseren dicken Schlafsäcken ganz selig.
Am kommenden Morgen werden als Erstes die Hunde gefüttert, denn sie brauchen ein paar Stunden zum Verdauen bevor sie losrennen dürfen. Die Zeit nutzen wir für unser Frühstück- meist hat Frühaufsteherin Ute uns das Kaffeewasser gekocht- und für alle gab es Porridge, Brot, Marmelade, Käse und Wurst auch für die Vesper. Aufräumen, zusammenpacken, auskehren und wischen, alles braucht seine Zeit, doch die Tage sind schon lang und hell.
Endlich schirren wir die Hunde wieder ein und der neue Schlittenfahrtag beginnt: weiter hinauf in die Berge, dazu helfen wir den Hunden, indem ein Fuß auf einer Kufe stehen bleibt und mit dem anderen eine »Rollerfahrbewegung« im Schnee gemacht wird. So wird der Schlitten angeschoben und vom eigenen Gewicht befreit. Manchmal steigen wir auch ganz ab, um es den Hunden leichter zu machen, das schnelle Laufen bergan macht dann gut warm …
Oben auf dem gefrorenen, schneebedeckten See geht es in freier Fahrt weiter. Die Schutzhütte für die Mittagspause ist sehr willkommen und am späten Nachmittag erreichen wir dann die Hütte Alesjaure mit ihrer romantisch gelegenen Sauna.
Wir versorgen die Hunde, hacken Holz und für das Wasser muss erst ein Loch ins Eis im Fluss geschlagen werden, bevor es in Kanister umgefüllt wird, die dann zur Hütte gezogen werden. Die klare Nacht bringt wunderschöne Polarlichter für uns alle.
Am nächsten Tag geht es über den höchsten Pass unserer Tour. Hinauf geht es gut, aber hinunter ist schwieriger, da wir in leichtem Slalom fahren müssen. Es ist eine Herausforderung von einer Kufe auf die andere zu wechseln, um zu lenken und dabei die Bremse nicht zu vernachlässigen, denn sonst saust der Schlitten den Hunden von hinten in die Beine. Dabei passiert dann schon mal ein Sturz in die weichen Schneemassen und die Hunde rennen ein Stück bergab, doch artig warten sie nach kurzer Zeit, da der Schlitten am Boden liegt und anschließend geht es gemeinsam weiter.
So erreichen wir das Hochtal, in dem die wunderbare Alpenvereinshütte Sälka liegt. Wie schon im Sommer 2013 verbringen wir auch diesmal zwei Nächte hier und noch einmal ist uns das Polarlicht hold. Auf unserem Tagesausflug strahlt die Sonne und der Blick zum Kebnekaisemassiv (2104m) ist herrlich und unvergesslich schön. Wir erfahren, dass wir unsere Route bis nach Nikkaloukta fortsetzen können, das war zu Beginn unserer Fahrt ungewiss, da es in diesem Jahr zu viel Wärme und Schneemangel gab.
Am vorletzten Tag erleben wir dann auch noch einen kleinen Schneesturm. Das ist eine interessante Erfahrung und wir sind sehr glücklich, als wir die Hütte Singi erreichen. Die Hunde lassen sich nach ihrem Abendessen einschneien und am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang macht der Husky Bunyip den Yoga Down Dog gern mit mir zusammen 🙂
Der Schnee kam uns sehr zupass. Der letzte Tag im Sonnenschein lässt uns sehr wehmütig werden, dass unsere gelungene Fahrt schon zu Ende ist. Jedem von uns sind vier treue Hunde so lieb geworden und die Wildnis des Nordens mit seinem besonderen Licht- und Naturspiel ist großartig. Elche, Rentiere und sogar ein Rotfuchs hat sich manchem gezeigt